Depressionen: Kognitiver Biotyp?

Seelische Krankheiten: Gehirn als Auslöser für Depressionen
von Sarah Schaub veröffentlicht in saldo 16/2023 | Hier online: saldo online am 07.10.2023
Medikamente gegen Depressionen helfen vielen Patienten kaum (saldo 16/2021). Forscher der US-Universität Stanford wollten herausfinden, woran das liegt. Sie glauben, einen neuen Depressionstyp gefunden zu haben, den «kognitiven Biotyp». Sie untersuchten rund 1000 Patienten mit Hirntests. Dabei fanden sie heraus, dass bei jedem vierten Patienten geistige Funktionen wie Aufmerksamkeit, Selbstkontrolle und Planen beeinträchtigt waren. Bei ihnen wirkten Antidepressiva besonders schlecht.
Der deutsche Depressionsforscher Peter Ansari ist bezüglich der Studienergebnisse skeptisch. Bisher seien alle Versuche gescheitert, Mechanismen im Gehirn zu finden, die seelische Krankheiten verursachen: «Depressionen haben sehr individuelle Ursachen», erklärt Ansari. «Sie sind eng mit dem Leben des Patienten verbunden.» In einer Therapie gelte es, solche persönlichen Probleme anzugehen, nicht Patienten in Kategorien einzuteilen.
Quelle: Laura M. Hack, Leonardo Tozzi, Samantha Zenteno, Alisa M. Olmsted, Rachel Hilton, Jenna Jubeir, Mayuresh S. Korgaonkar, Alan F. Schatzberg, Jerome A. Yesavage, Ruth O’Hara, Leanne M. Williams. A Cognitive Biotype of Depression and Symptoms, Behavior Measures, Neural Circuits, and Differential Treatment Outcomes. JAMA Network Open, 2023; 6 (6): e2318411 DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.18411
Kommentar P. A. : Wie oft wollen „Forscher“ den Menschen denn noch erklären: Deine Depression hat nichts mit Dir und deinen Erfahrungen/Einstellungen/Bewertungen zu tun. Die „Forscher“ behaupten: Das ist ein mechanischer Prozess, der aus dem Nichts kommt. Gefolgt von: Und wir verkaufen/prüfen ein Produkt, dass diesen Prozess verhindert. – Wie heißt es nicht so schön: An ihren Ergebnissen sollt ihr sie erkennen.