Antidepressive Medikamente und gestörte Sexualität

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Kein Sex durch Antidepressiva

„Da hat sich deutlich etwas verändert“, bemerken fast alle Menschen, die Antidepressiva einnehmen. Aber liegt es an den Medikamente oder ist die Depression dafür verantwortlich? Die meisten Fachleute sind sich schnell einig und behaupten: „Das liegt an der Erkrankung.“ Stimmt das?

Erst seit wenigen Jahren sollen Berichte vorliegen, die von sexuellen Funktionsstörungen durch Antidepressiva berichten. Aber bereits 1999 hat die Pharmafirma Pfizer erklärt: Viagra kann eine Impotenz, die durch Antidepressiva verursacht wurde, wieder aufheben (Link).

Aber was passiert denn da überhaupt? Während manche „nur“ weniger Lust auf Sex haben, kommen andere kaum noch in Fahrt (sind schwer erregbar), viele sind impotent und noch mehr Personen ist das Thema so unangenehm, dass sie am liebsten gar nicht darüber reden möchten. Wieder andere empfinden sogar Schmerzen während des Sex, sehr viele erreichen keinen Höhepunkt mehr – nicht einmal bei der Selbstbefriedigung.

Wie geht man damit um? Sexualität ist ein heikles Thema. Kaum eine/r sucht Hilfe, kaum eine/r spricht es offen an. „Vielleicht betrifft es ja nur mich“, ist ein weit verbreitetes Denken. Frauen gehen häufiger davon aus, dass es an ihnen liegt und fragen sich ob sich ihre Liebe verändert hat – die Männer dieser Frauen fühlen sich zurückgewiesen und reagieren sehr unterschiedlich.

Wie geht man damit um? Sexualität ist ein heikles Thema. Kaum eine/r sucht Hilfe, kaum eine/r spricht es offen an. „Vielleicht betrifft es ja nur mich“, ist ein weit verbreitetes Denken. Frauen gehen häufiger davon aus, dass es an ihnen liegt und fragen sich ob sich ihre Liebe verändert hat – die Männer dieser Frauen fühlen sich zurückgewiesen und reagieren sehr unterschiedlich.

Männer die keine Lust mehr empfinden, gehen damit sogar noch unterschiedlicher um. Manche fassen es als Befreiuung auf. Aber die, bei denen sich nichts mehr regt, sind besonders gefährdet. Manche fühlen sich wie totale Versager. Vorher konnten sie sich zumindest auf ihre Sexualität verlassen. Und wenn dann nichts mehr geht … Eine Studie von Wolfersdorf zeigt, dass die Suizidgefährdung von Männern, die nach vier Wochen stationären Aufenthalt das erste Mal Wochenendausgang haben … besonders hoch ist. Es benötigt wenig Einfühlungsvermögen, um sich vorzustellen, was während dieses Wochenendes probiert wurde und dann nicht funktioniert hat.

Ist eine gestörte Sexualität der Preis für die Besserung einer Depression? Das Gegenteil ist richtig. Eine gesunde Sexualität hat einen positiven Einfluss auf die depressive Symptomatik.

Zunächst einmal: Die sexuellen Störungen, die Antidepressiva verursachen, treten viel zuverlässiger auf, als eine antidepressive Wirkung. Professor Peter Gotzsche schreibt, dass die Auslösung von sexuellen Funktionsstörungen die zuverlässigste Eigenschaft von Antidepressiva ist und witzelt, das er diese Medikamente deshalb unbedingt als „hochwirksame Mittel zur Störung des Sexuallebens“ (S. 309) empfehlen würde.

Viele Patienten glauben die Störung der Sexualität wäre ein Hinweis auf die spezifische Wirkung der Antidepressiva. Aber das ist ein Trugschluss. Die Störung der Sexualität wird durch zwei Mechanismen ausgelöst:

  1. Die Medikamente gelangen über den Magen in den Dünndarm. Dort wird der Wirkstoff freigesetzt und mithilfe des Bluts an andere Ort transportiert. Zunächst ist jedoch viel Wirkstoff im Darmbereich vorhanden und das führt dazu, dass dort mehr Serotonin freigesetzt wird. Serotonin ist kein Botenstoff des Kopfes, sondern vor allem im Magen-Darm-Bereich vorhanden. Dort befindet sich 95 Prozent des körpereigenen Serotonins. Im Darmbereich sind auch die meisten Serotonintransportermoleküle, die die biochemischen Ziele der Medikamente sind. Im Darmbereich hat Serotonin eine klar definierte Funktion: Es zieht die glatte Muskulatur zusammen. Die Wirkung von Serotonin auf die Muskulatur hat nichts mit einer depressionsspezifischen Wirkung zu tun. Tatsächlich gibt es sogar ein SSRI, das nicht als Antidepressivum verschrieben wird, sondern nur von Urologen. Es heißt Dapoxetin und wird gegen vorzeitigen Samenerguss eingesetzt.
  2. Viel Serotonin im Gehirn verhindert Sexualität, wohingegen wenig oder kein Serotonin im Gehirn hypersexuell, bzw. nymphoman machen kann. Das zeigen Tierexperimente mit TPH2-knock-out Mäusen. Eine erstaunliche Erkenntnis, die Forscher bei diesen Tieren machten: Bei den standardisierten Depressionstests, die Pharmakologen für die Wirksamkeit von Antidepressiva einsetzen, waren die TPH2-knock-out Tiere unauffällig. Das heißt, obwohl diese Tiere überhaupt kein Serotonin in ihrem Gehirn haben, gelten diese Tiere für die Pharmaforscher als nicht-depressiv (Link).

Im Prinzip müssten Ärzte – weil die sexualitätseinschränkenden Nebenwirkungen schon seit sehr langer Zeit bekannt sind – diese häufig auftretende Nebenwirkung berücksichtigen, insbesondere wenn der Patient in einer Partnerschaft lebt. Der Arzt müsste also eine antidepressive Substanz auswählen, die keine sexuelle Funktionsstörung auslöst.

Aber das ist reines Wunschdenken. Es passiert nicht. Stattdessen verschreiben Ärzte am häufigsten SSRIs. Und warum ist das so? Wegen einer unpassenden Vorschrift in den USA und den daraus hervorgegangenen Daten, die für Deutschland übernommen wurden.

Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA verlangt für Nebenwirkungen, dass der Patienten sie von sich aus anspricht. Aber bei sexuelle Funktionsstörungen trauen sich das nur knapp 10 Prozent. Und deshalb ist dies auch der offizielle Wert. Die sexuelle Problematik gilt daher als nicht besonders häufig auftretend und auch als nicht besonders schwerwiegend. – Aber … treten diese Störungen wirklich nur so selten auf?

Nein, natürlich nicht. Wenn man nachfragt, erhält man ganz andere Antworten. Die zwei berühmtesten Studien zu sexuellen Funktionsstörungen stammen von Montejo (1997 und 2001). In der ersten Studie berichtete Montejo, dass Frauen viel schwerwiegender und häufiger unter sexuellen Funktionsstörungen litten, als Männer. Später berichtete er, dass von 1400 mit Antidepressiva behandelten Patienten 60 Prozent auf Fragebögen sexuelle Funktionsstörungen beklagten. Im persönlichen Gespräch sollen sogar 80 Prozent eine Störung bejaht haben.

Eine methodisch sehr gute Arbeit stammt von Anita Clayton. Sie berichtet, dass etwa 40 Prozent aller Patienten, die mit SSRs behandelt wurden, unter starken sexuellen Funktionsstörungen leiden. Sie beschreibt, geschlechtsspezifische Unterschiede. Demnäch würden Männer unter Trizyklischen Antidepressiva (wie zum Beispiel Amitriptylin) schwieriger erregt werden, als unter SSRIs. SSRIs bewirken hingegen häufiger eine Anorgasmie bei Frauen oder verzögern eine Ejakulation bei Männern. Diese Einschränkungen gelten auch für die Selbstbefriedigung.

Das Auftreten von sexuellen Beeinträchtigungen funktioniert sogar so zuverlässig, dass die Firma Jansen-Cilag mit Dapotin ein SSRI auf den Markt brachte, das keine Indikation als Antidepressivum besitzt, sondern nur für die Behandlung des vorzeitigen Samenergusses eingesetzt werden darf. Dapotin ist das sogenannte Urologen-SSRI. Es „soll“ also die sexuelle Erregbarkeit herabsetzen. Allerdings sind sich die Fachleute nicht einig, ob vorzeitiger Samenerguss wirklich eine „Erkrankung“ ist und ob ein Medikament da die richtige Therapie-Methode darstellt.

Während manche Pharmafirmen aufgrund des Bekanntwerdens der sexuellen Problematik wieder eine Chance für ihre Nicht-SSRI – Antidepressiva witterten und bereits ihre Pharmavertreter loszuschickten um Bupropion, Mirtazapin, Agomelatin oder andere Mittel zu vermarkten – sollten informierte Menschen sich davon nicht beeindrucken lassen. Fachleute wissen, dass sexuelle Funktionsstörungen die häufigste Ursache dafür sind, dass Patienten ihr Antidepressivum absetzen und das gilt für alle Antidepressiva.

Die sexuelle Beeinträchtigung ist auch keinesfalls auf SSRI eingeschränkt. Grundsätzlich können alle Mittel, die auf 5-HT2C und 5-HT3 Rezeptoren wirken, die sexuelle Funktion beeinträchtigen, aber das gilt auch für alle Medikamente, die auf ACh-Rezeptoren, Dopamin-D2-Rezeptoren wirken oder die Stickstoff-Synthese blockieren.

Die Pharmaindustrie weiß bereits seit langem, dass Antidepressiva impotent machen können. Es gibt sogar mehrere Studien die zeigen, dass Viagra eine Impotenz, die von SSRI, SSRI,  Phenelzin (MAO) oder Fluvoxamin verursacht wurde, wieder aufheben kann. Die Berichte wurden vor über 20 Jahren veröffentlicht – aber ihr Arzt weiß bestimmt erst seit ganz kurzer Zeit, dass Antidepressiva die Sexualität beeinträchtigen können …

Was bleibt da übrig? Man muss schon einen festen Glauben an die starke Selektivität der Moleküle haben, um eine bestimmte Substanz zu empfehlen. Biochemiker haben bereits mehrfach gezeigt, dass alle antidepressiven Medikamente nicht so selektiv sind, wie die Pharmafirmen versprechen. Sie wirken an fast allen Rezeptoren gleichzeitig.

Besonders nachdenklich stimmt, dass bei 5 bis 10 Prozent der Menschen, die unter einer sexuelle Funktionsstörung litten, auch noch 4 bis 6 Monaten nach dem Ende der medikamentösen Therapie keine Besserung aufgetreten ist. Das medizinische Syndrom hat den Fachbegriff PSSD erhalten, das steht für Post-SSRI sexual dysfunction. Es gibt eine Wikipedia-Seite PSSD und langsam kommt das Thema in der Allgemeinheit an.

Hier gibt es eine Selbsthilfegruppe, in der vor allem Männer schreiben, obwohl Frauen viel häufiger von dem Phänomen betroffen sind.

Depression-Heute: Es ist falsch zu glauben, dass depressive Patienten nicht an Sex interessiert sind. Das mag in akuten Phasen zutreffen, aber ändert sich häufig schon nach 14 Tagen. Wenn diese Veränderung eingetreten ist und Sexualität funktioniert, kann dies den Heilungsprozess beschleunigen. Wenn jedoch Antidepressiva Sexualität und das damit verbundene Erleben des Körpers verhindern, kann das ungünstige Folgen auf den Heilungsprozess haben. Es kann auf längere Sicht zu einem Beziehungskiller werden.
Antidepressive Medikamente beeinträchtigen die Sexualität. Alle chemischen Antidepressiva können Lust vermindern, Erregung erschweren und häufig entstehen Impotenz und Anorgasmie. Unter den Antidepressiva-Typen sind die SSRI-Antidepressiva als sexualitätsverhindernde Medikamente besonders hervorzuheben. Sie bewirken häufig Orgasmusstörungen und verzögern Ejakulationen.
Sicherlich beeinträchtigt eine Depression die Sexualität. Aber für die Funktionsstörungen sind die Medikamente verantwortlich.

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25 Comments

  1. Es gibt dann scheinbar kein Mittel, das im Hinblick auf Sexualität uneingeschränkt zu empfehlen ist? Mir wurde vom Arzt Citalopram verschrieben, länger her. Ich hatte es nach wenigen Monaten wegen Anorgasmus abgesetzt, weil diese Nebenwirkung für mich quälend und inakzeptabel war. Man halte sich fest – es hat NACH Absetzen des Medikamentes knapp 2 Jahre gedauert, bis alles wieder wie vorher war (in Foren gibt es sogar Berichte, dass der Vorzustand nie wieder erreicht wurde). Diese 2 Jahre waren äußerst unangehm, ich beschloss auf Antidepressiva lieber zu verzichten und dafür meine Symptome wieder in Kauf zu nehmen.

    1. Schrecklich einfach nur!
      Ich habe die selben Probleme. Habe jahrelang verschiedene Antidepressiva genommen und hatte seitdem immer Erektionsstörungen. Und ich bin erst 20…
      Ich wurde damals nicht einmal darauf hingewiesen, dass es diese Probleme geben kann.

  2. Ich habe mit Anfang 25 Antidepressiva erhalten ungefähr 2 Jahrelang seit dem leide ich unter Erektionsstörungen, ich habe vieles probiert meine Ernährung geändert das rauchen aufgehört, war beim Urologen doch bis dato leide ich hin und wieder immer noch drunter, aktuell nehme ich pflanzliche ergänzungsmittel. diese helfen mir zumindest ganz gut. jungs ich hoffe das ihr eure probleme in den griff bekommt, falls ihr euch darüber informieren wollt. https://potenzhero.com/blog/erektile-dysfunktion-die-ursachen-von-impotenz-und-wie-du-sie-behandeln-kannst

  3. Das ist so, und als ich einen Klinikarzt darauf ansprach, sagte er mir, dass jeder zweite das berichtet.
    Es gibt Bupropion, da ist das anders. Dieses Medikament kann allerdings geradewegs in die Verzweiflung treiben…

  4. Das Problem habe ich auch. Nehme Antidepressiva seid 9 Jahren und das Problem wir immer größer. Denke das ich mittlerweile fast Impotent bin.

  5. Ich bin unglücklich weil ich Probleme mit der Potenz habe. Meine Frau ermutigt mich das es kein
    Problem ist und dass dies für mein Alter normal ist. Aber ich würde es wirklich tun und
    wollte es irgendwie reparieren und meine frau sexuell befriedigen.
    Ich habe einige hilfreiche Artikel unter https://impotenz.regen50.de/ gefunden.
    Sie haben mir geholfen, aber jetzt frage ich mich nur, welche ich bestellen soll.
    Ich sehe Impotenz-Webseiten, die Regen50 empfehlen. Es ist sehr wichtig für mich
    dass es natürlich vorkommt und keine Nebenwirkungen verursacht.
    Wissen Sie, wie diese Regen50 funktioniert oder können Sie mir ein Produkt empfehlen.
    Jede Hilfe ist willkommen. Ich würde meine Frau und wirklich gerne überraschen und
    unser Sexualleben verbessern.
    Danke

  6. Ich spreche mal als Frau. Ich nehme Citalopram 40mg und mir geht es psychisch unglaublich viel besser.
    Meine Libido ist immer noch vorhanden, auch kann ich einen orgasmus bekommen. Aber nicht mehr zu zuverlässig und regelmäßig wie früher. An diesen Punkt zu kommen ist oft sehr schwierig und anstrengend und dann verzichte ich teilweise lieber darauf. Das ist für mich unschön, auch für meinen Mann. Allerdings überwiegen für mich die Vorteile des Medikaments im restlichen Leben. Zudem hoffe ich, dass ich die Medikamente nach einer Weile wieder absetzen kann da ih keine klassische Depression sondern einer Art Belastungsdepression habe. Das dieses Thema für Männer nochmal heikler ist glaube ich gern. Wenn es gar nicht mehr zum Verkehr kommen kann ist das sicher sehr frustrierend. Alles Gute an euch!

    1. Hey Linda, ich empfehle Dir eine Psychotherapeutin aufzusuchen, die EMDR anbietet (eine Zertifikation hat) und von den Krankenkassen bezahlt wird. Du hast damit riesen Chancen Dein PTBS und die Folgeerkrankung Depression nachhaltig loszuwerden. Grüße Astrid

  7. Hi,
    ich bin 35, nehme Venlafaxin seit 15 Jahren.
    Nach einigen Jahren hat bereits die Potenz nachgelassen und mittlerweile bzw. seit paar Jahren schon bin ich impotent. Ich werde mit meinem Arzt sprechen das ich es absetze, falls die Depression und Panikstörung sich verschlimmert muss ich es wahrscheinlich wieder nehmen 🙁
    2015 hatte ich Venlafaxin über 3 Monate langsam abgesetzt und 6 Monate später hatte ich einen Nervenzusammenbruch mit üblen Symptomen.. obs an Venlafaxin gelegen hat weiss ich nicht.
    Eigentlich ist es bekannt dass die Antidepressiva impotent machen, wieso die Ärzte das nicht kommunizieren weiss ich nicht.
    Viagra etc. will ich nicht nehmen, es hies damals als Viagra in den Markt kam dass ein paar Herzinfarkt bekommen haben.
    Ob es da draussen Frauen gibt die einem Mann treu bleiben wenn er Potenz-Probleme hat oder sich mit so einem Mann abgeben weiss ich auch nicht… wäre froh zu lesen dass jemand mal gehört hat dass es sowas geben sollte.
    Gott sei Dank kann man auch ohne Sex glücklich, vollkommen und inneren Frieden haben, ich hatte in der Vergangenheit solche Momente. Vielleicht wird es eines Tages ja dauerzustand.

    1. Hallo someone
      Ich habe leider auch leidliche Erfahrungen mit dem Absetzen von AD gemacht und Gott sei Dank habe ich im Interne sehr hilfreiche Infos gefunden und nun bin ich seit 2 Jahren am ausschleichen.
      Ich möchte dich daher unbedingt darauf hinweisen, dass es besonders bei Venlaflaxin sehr sehr wichtig ist, dass du es ganz langsam ausschleichst. Dein „Nervenzusammenbruch“ waren sehr wahrscheinlich ein Absetzsymptom von zu raschem absetzen. Damit dir das nicht nochmals passiert, würde ich mich vorher unbedingt genau informieren, wie du vorgehen kannst: http://www.adfd.org ist ein sehr seriöses, hilfreiches forum wo du alle nötigen Infos erhälst.
      ich wünsche dir alles Gute und sende dir liebe Grüsse

      1. Danke.

        Ich habe seit 2 Monaten 37,5 mg reduziert wegen des Noradrenalins, ich fühlte stets als hätte ich 10 Tassen Kaffe getrunken.
        Wenn ich wieder absetzen möchte dann über 1-2 Jahre hinaus langsam ausschleichen.

  8. Hallo, ja der Kopf spielt immer mehr eine Rolle. Habe erst vor kurzem gelesen, dass der Anteil psychisch bedingter Erektionsstörungen konstant steigt. Insofern müssen Ärzte aber auch aufpassen, welche Medikamente sie verschreiben. Antidepressiva und PDE-5-Hemmer (Potenzmittel) vertragen sich nicht. Aus diesem Grund werden Erektionsprobleme bei betroffenen Männern in Kauf genommen. Andere Behandlungsansätze werden nicht weiter verfolgt. Depressionen haben Vorrang, klar, aber Sex ist eines der menschlichen Grundbefürfnisse. Vielleicht kann ich hier eine Diskussion zu diesem Thema anstossen?! Würde mich freuen.
    Schöne Grüße

  9. Das kenne ich!
    Vor langem fings mal an mit Citalopram (Placebo? keine Wirkung), dann Venlafaxin immer wieder gesteigert bis zur Höchstdosis. Half nicht gegen die Depression, machte mich aber mehr oder weniger impotent, Erektionsstörungen und Orgasmusunfähigkeit.
    Jetzt lange kein Antidepressivum mehr genommen, seit 2 Wochen Amitriptylin abends da gings noch, aber merkte schon eine Beeinträchtigung.
    Jetzt hat mir der Psychiater zusätzlich Duloxetin 30mg, dann 60mg, verschrieben. Schon am ersten Tag, als ich die ersten 30mg genommen habe, war ich orgasmusunfähig. Nachdem ich am nächsten Tag das zweite mal die 30mg eingenommen hatte, habe ich schon so ein leicht pelziges, taubes Gefühl im Penis….
    Einnahme wieder abgebrochen, denn so geht das nicht. Wenn ich es nichtmal mehr schaffe, mir einen von der Palme zu wedeln, ja wo soll das denn hinführen??? Da werde ich ja erst recht noch mehr depressiv!

    Ohnehin steckt bei mir was anderes hinter der Depression, was die Ärzte bisher nicht in der Lage waren zu diagnostizieren.

    Solche Impotentmacher wie Venlafaxin und Duloxetin gehören verboten.

  10. Ja hätte ich das alles mal vorher gelesen.
    Habe citalopram 20mg für 10 Tage genommen und dann aber sofort wieder weggelassen, wegen einem libidoverlust der sich gewaschen hat, abends war allrs normal, nächsten tag aufgestanden und meine Sexualität war wie ausgelöscht, hab erst auch noch Hoffnung gehabt, ist ja ne beschriebene Nebenwirkung, aber 4 Wochen nach dem absetzen kam noch die absolute Taubheit im penis dazu anstatt das es besser wurde, ist jetzt 7 Wochen her und es geht immer weniger. Meine Depression war ein Witz dagegen, und schon fast durchgestanden, wollte nur wieder schnell arbeiten gehen. Hätte ich nicht so dermaßen schiss vorm Sterben und dem enttäuschen meiner Familie, würde ich mir nen strick nehmen, im ernst ich hatte noch vor 2 Monaten richtig guten Sex und jetzt muss ich mich damit abfinden dank pssd nie wieder richtig zu können. Wenn es nur Impotenz wäre ok, aber ich habe quasi keine Sexualität mehr und das ist für mich das schönste auf der welt, danke neurologin vom gesundheitsamt und danke 1a pharma, mein Leben ist gelaufen und das mit 32

    1. Vielen Dank für Ihren ehrlichen Beitrag.
      Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Sexualität zurückkehrt. Sie können die Leser dieses Blogs auch gerne darüber informieren, wie es bei Ihnen einige Monate später aussieht. Beste Grüße Dr. Ansari

    2. Hallo ja bei mir kein orgasmus mehr und das obwohl ich seit 4 jahren kein Antidepressiva mehr nehme bin halt zu feige zum Selbstmord scheiss leben

  11. Hallo
    ich schreibe hier als Frau .Durch Überforderung(Kinder,Beruf,
    Hausbau) litt ich unter starken Stimmungsschwankungen,
    Reizbarkeit und Hoffnungslosigkeit. Damals verschrieb mir mein Hausarzt Citalopram .Sagte dazu „super Medikament, hilft ihnen sofort.“
    Dann jahrelang Fluvoxamin genommen und jetzt noch seit 3 Jahren Venlafaxin .
    Kurze Zeit auch Amisulpirid 100mg gegen Gedankenzwang.
    Durch Fluvoxamin und Amisulpirid hat sich mein Prolaktinspiegel erhöht auf das 5fache.Beim MRT wurde Ende 2017 ein Prolaktinom festgestellt ,höchst wahrscheinlich durch Antidepressiva.
    Ich habe die Sexualität verloren ,von mir kommt nichts .
    Hier wurde nicht erwähnt,daß die Lustlosigkeit durch den Prolaktinspiegel verursacht wird .
    Auch steht ja in den meisten SSRI/SSRNI oder Antipsychotika als Nebenwirkung Galaktarrhoe /Milchfluss.
    Der erhöhte Prolaktinspiegel bewirkt das der Testosteronspiegel sinkt .
    Männer lasst eure Hormone bestimmen vlt gibt es noch Hoffnung.
    Ich muss jetzt Cabergobelin gegen den Prolaktinom nehmen ,habe mich aber noch nicht für eine zwei Jahre dauernde Therapie entschieden, weil ich mich nicht mehr wegen NW traue.
    Ja ,ich hatte eine Lebenskrise und da hat für eine Zeit das Antidepressivum geholfen ,aber absetzen ging nicht weil bis jetzt keiner so ausführlich erklärt hat wie .
    Im Sommer werde ich das Thema angehen aber ich habe Angst.

  12. Ich habe Duloxitin Off Label gegen rückenschmerzen bekommen und seit dem 3. Tag an dem ich es bahn habe ich den Kontakt zu meinen Genitalien verloren. Ich habe es dann rasch abgesetzt. Das sit jetzt 2,5 Jahre her und seit dem Absetzen habe ich ca. 20 symptome, die meisten im sexuellen Bereich. Z.B. absolute impotent, genitale Taubheit, absolut keine Libido, Geschrumpfter Penis und Hoden, vermindertes Samenvolumen, Taube Brustwarzen, etc. Mein leben ist nicht mehr Lebenswert und ich bin mit einer starken Depression durch die Antidepressiva stark suicidal. Ich war vorher sehr sexuell uns kann jetzt keine Beziehung mehr führen, da sex nicht mehr möglich ist. Ich bin 39 Jahre alt und am Ende. Symptome werden mit der Zeit schlechter und nicht besser.

  13. Danke für den Artikel, der sehr informativ ist. Ich muss allerdings sagen, dass die Aussage, dass „Frauen viel häufiger von dem Phänomen betroffen sind“ so nicht korrekt ist. In den vorhandenen Untersuchungen zu PSSD (etwa von Ben Sheetrit (2015), Healy et al. (2018), Patacchini (2021)) sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Das Geschlechterverhältnis liegt durchgehend bei etwa 75% zu zu 25% (m/w). Die PSSD Hilfe Deutschland e. V. (herzlichen Dank für den Link im Text) wird in ähnlicher Häufigkeit von Männern und Frauen kontaktiert. Es ist daher definitiv nicht davon auszugehen, dass Frauen viel häufiger betroffen sind. Es könnte allerdings sein, dass Männer häufiger Hilfe suchen, da Frauen die sexuelle Funktionsstörung oftmals leichter vor ihrem Partner verbergen können als ein Mann, der keine Erektion mehr bekommen kann.

  14. Meine ersten Erfahrungen habe ich durch Betablocker gemacht, die Impotenz kam schleichend, keine Hinweise seitens Arzt oder Apotheker.
    Erhalten habe ich diese aufgrund eines Tremor den ich nach üblen Mobbing Attacken hatte. Gemobbt wurde weiter, es folgten Klink und Reha, Therapien und das „Angebot“ von SSRI und SNRI. Die Begleiterscheinungen sind nur temporär und auch nur selten.
    Ich lehnte ab und mir wird immer noch ganz mulmig, wenn ich hier lese.
    Mein Arbeitgeber erhielt nie Sanktionen und das ermutigte ihn weiter zu machen. Die stufenweise Wiedereingliederung war schrecklich und meine Arztin, die ich nicht aufsuchen durfte lt. Arbeitgeber, beendete es am dritten Tag.
    Ich war fertig. Es geht mir schlechter als je zuvor. Das Arbeitsverhältnisses ist nicht zu retten, Sanktionen erfolgen nicht gegen meinen Arbeitgeber.
    Arbeiten kann ich gerade garnicht, keine Konzentration, kein Antrieb, Ängste ….
    Eine Rente zu beantragen ohne eine medikamentöse Therapie ist wenig erfolgreich.
    Mit ausreichend Polemik: Die Arbeiter werden als Bestrafung chemisch Kastriert und so betäubt, dass diese wieder gefügig tätig werden. Mobbing ist kein einzelner Straftatbestand und Sanktionen richten sich im Zweifel gegen den Arbeitnehmer (Strafanzeigen gegen Vorgesetzte rechtfertigt eine Kündigung)

  15. Ich habe im März 2022 während eines Klinikaufenthalts Cymbalta (Duloxetin) bekommen. Die schlimmste und folgenschwerste Entscheidung, wie ich feststellen musste. Ab der ersten Einnahme war ich völlig impotent, ich spüre meine Eichel nicht mehr, diese reagiert auch nicht mehr auf Wärme oder Kälte. Sexuelle Reize lassen mich kalt, werden nicht mehr „nach unten“ übertragen. Selbst Viagra zeigt keine Wirkung, also keine Chance aus diesem Teufelskreis wenigstens wieder herauszukommen. Hinzu kommt eine starke Anhedonie. Nichts was mir mal Spaß gemacht hat, macht mir noch Spaß und eine gewisse emotionale Gleichgültigkeit. Sport, Musik, Filme geben nicht mehr dieses Gefühl wie früher. Manchmal habe ich Konzentrationsschwierigkeiten und Wortfindungsstörungen, so als wäre meine Intelligenz gemindert worden. Außerdem zeigen Kaffee und Alkohol keine Wirkung. Ich kann trinken wie viel ich will, trotzdem kann ich einfach nicht betrunken werden. Das ist für mich der klare Beweis, dass da irgendwas im Gehirn kaputt gegangen ist bzw nicht mehr richtig funktioniert (Reizweiterleitung). Dennoch leugnet mein Psychiater konsequent die Existenz von PSSD und schiebt alles auf Depressionen. Ich lebe jetzt gut 1,5 Jahre mit dieser Störung, Duloxetin nehme ich schon lange nicht mehr. Meine Lebensqualität ist durch PSSD rapide gesunken, da einem bei dieser Störung viele der Funktionen, die einen menschlich gemacht haben, genommen wurden. Es wird zwar geforscht, aber bis es ein Heilmittel gibt, wird es wohl noch dauern. Weswegen es auch leider regelmäßig zu Suiziden unter den Betroffenen kommt.

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