Lieferengpässe von Venlafaxin und Entzugssymptome von Antidepressiva
Was passiert eigentlich, wenn man jeden Tag ein Medikament einnimmt und dann muss man es plötzlich auslassen, weil es nicht lieferbar ist?
Es bestehen zwei Möglichkeiten:
- Es passiert nichts, also kann man das Medikament einfach weglassen.
- Es stellen sich schlimmste körperliche Symptome ein, eine hartnäckige Schlaflosigkeit, vielleicht sogar eine psychische Derealisation.
Wenn der zweite Fall eintritt: Darf man dann von Enzugsproblemen sprechen oder sogar von schweren Entzugssymptomatiken?
Und wenn man schon bereit ist, von Entzugserscheinungen zu sprechen, müsste man dann auch die Frage nach dem Beginn stellen dürfen und dürfte man dann auch feststellen, dass ein Entzug nur dann eintreten kann, wenn zuvor eine Abhängigkeit bestanden hat?
Wäre es in diesem Fall also erlaubt zu fragen, ob die Abhängigkeit bereits zuvor während der dauerhaften Einnahme des Medikaments bestanden hat?
Und wenn das so ist, dürfte man dann fragen, ob sich ohne eine Dauer-Verschreibung des Arztes gar keine Abhängigkeit herausgebildet hätte und wenn das so ist, müsste man fragen dürfen, ob der Patient vor der Verschreibung auf dieses Risiko hingewiesen wurde? Also: Wurde der Patient über eine mögliche Abhängigkeit aufgeklärt?
Die Süddeutsche Zeitung beantwortet diese Fragen im Bericht „Gefährliche Engpässe“ vom 02.11.2021 von Christina Berndt nicht. Aber sie schreibt:
Süddeutsche Zeitung vom 02.11.2021 https://sz.de/1.5449230
Fehlen Antidepressiva, wird das für die Patienten zu einem echten Problem
Ein weiteres besonders drastisches Beispiel: das Antidepressivum Venlafaxin. „Lieferausfälle von Venlafaxin können für Patienten und die behandelnden Ärzte ein besonderes Problem darstellen“, sagt Wolfgang Becker-Brüser, Herausgeber des Arznei-Telegramms. Denn relativ häufig sei nach plötzlichem Absetzen mit quälenden Entzugserscheinungen zu rechnen. Schon wenn die Einnahme nur einer einzelnen Tablette versäumt werde, treten Missempfindungen auf, die sich wie Stromschläge oder Elektroschocks anfühlen, so Becker-Brüser. Auch Schwindel, Empfindungsstörungen, Schlafstörungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Zittern und Angst gehören zu den häufig berichteten Reaktionen.
Depression-Heute fragt: Also, Hand aufs Herz, können Antidepressiva eine Abhängigkeit verursachen? Diese Frage betrifft 5,3 Millionen Menschen in Deutschland. Und es geht nicht nur um Venlafaxin.
Wir werden weiterhin dafür kämpfen, dass Patienten auf dieses Risiko hingewiesen werden und dass Möglichkeiten geschaffen werden, Ihnen beim Entzug zu helfen.