Wirksamkeit von Antidepressiva – DGPPN

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Die Vereinigung deutscher Psychiater und Psychotherapeuten (DGPPN) hat eine Stellungnahme zur Wirksamkeit von Antidepressiva abgegeben.

Keine andere Veröffentlichung hat die deutschen Psychiater mehr verunsichert, als die Darstellung des Psychologen Irving Kirsch. Der Professor nutzte ausschließlich Studien, die die Pharmahersteller selber in Auftrag gegeben hatten und fand heraus, dass Antidepressiva in 90 Prozent der Fälle keine Wirkung entfalten die besser war, als die Wirkung von Placebo. Die wichtigste deutsche Psychiatervereinigung, die DGPPN hat die Ergebnisse von Irving Kirsch kommentiert.Stellungnahme der
DGPPN
          CBS Interview
mit Irving Kirsch

          Die Forschung
von Kirsch

Was hat Kirsch herausgefunden?

Prof. Kirsch hat Zugang zu den klinischen Studien erhalten, die die Pharmahersteller für die Zulassung ihrer Medikamente bei der US-Arzneimittelbehörde (FDA) eingereicht haben. Anhand dieser Daten berechnete er, wie Effizienz antidepressive Medikamente sind. Sein Ergebnis: Die durch Antidepressiva erreichten Besserungen von depressiven Patienten beruhen auf dem Placebo-Effekt.Kirsch beschreibt, dass auf der Hamilton Rating Scale of Depression (HRSD) bei leichten und mittelschweren Depressionen Placebo-behandelte Patienten eine Besserung um 7,8 Punkte zeigten, wohingegen die Antidepressiva-behandelten Patienten eine Besserung von 9,6 Punkten zeigten. Der Unterschied beträgt 1,8 Punkte. 1,8 Punkte liegen unterhalb der Schwelle, die ein Psychiater als klinische Veränderung bemerken kann. Dafür müssen laut Definition mindestens drei Punkte erreicht sein.Bei schweren Depressionen zeigte sich ein etwas größerer Unterschied. Kirsch erklärt diesen mit dem deutlich reduzierten Placeboeffekt bei schweren Depressionen – jedoch nicht mit einer verbesserten Wirksamkeit der Antidpressiva. Seine Daten zeigen ebenfalls, dass die Besserungen der Antidepressiva-Patienten mit schweren Depressionen zwar auf der HRSD-Skala dargestellt werden können, aber dass der gemessene Effekt nicht ausreichte, um die Depression der Patienten zu beenden.In der deutschen Stellungnahme zu den Ergebnissen schreibt der Frankfurter Professor Fritze hingegen: „Der von Kirsch et al. replizierte Befund bestätigt gerade die Wirksamkeit von Antidepressiva.“ Und Fritze beklagt, dass die Ergebnisse von Kirsch „von der Laienpresse anscheinend begierig aufgenommen“ werden.Die Stellungnahme von Professor Fritze zeigt, dass er – entweder die Arbeit von Kirsch nicht verstanden hat – was als unwahrscheinlich gelten kann – oder dass er andere Gründe hat, um die Arbeit missverständlich darzustellen.Wer wissenschaftliche Arbeiten nicht so gerne liest, kann sich das Interview mit Prof. Kirsch ansehen, darin erklärt Kirsch seine Erkenntnisse in verständlicher Sprache.Fritze zieht hingegen – im Namen der wichtigsten Vereinigung für Psychiater und Psychologen in Deutschland –  erstaunliche Schlussfolgerungen. Zumal nicht die Laienpresse die Ergebnisse veröffentlicht hat, sondern die Fachzeitschrift PLOS medicine (Impact-Factor 14). Das Magazin PLOS medicine ist ein bedeutendes wissenschaftliches Journal.Eigentlich gehört es zu den Aufgaben einer Fachgesellschaften bedeutende Forschungsergebnisse zu diskutieren. Angesichts der Seriösität von Irving Kirsch, der sich seit 36 Jahren mit Placebo-Forschung beschäftigt und assoziierter Direktor des Harvard Instuts für Placebo-Studien ist – sollte man das erwarten. 

Fritzes Einschätzung, dass Antidepressiva wirken und die Studie von Kirsch dies bestätigt, kann man nicht anders bezeichnen, als eine bewusste Irreführung. 

Den schlimmsten Fauxpax leistet sich Fritze jedoch bei der Wahl seiner Kronzeugen, die er für die Wirksamkeit von antidepressiven Medikamenten aufführt. Er zitiert lediglich zwei Arbeiten … der Hauptautor der zweiten Arbeit ist Charles B. Nemeroff, einer der korruptesten Köpfe der amerikanischen Psychiatrie.Insgesamt ist die Stellungnahme der DGPPN weniger eine Aussage über die Arbeit von Kirsch, als vielmehr eine Aussage über den Zustand der DGPPN. Die DGPPN nimmt das Informationsbedürfnis ihrer Mitglieder nicht ernst. Anstatt eine solide wissenschaftlichen Debatte zu führen, erzählt die Gesellschaft ihren Mitgliedern lieber ein Märchen. Seltsam, dass sich die DGPPN Mitglieder da nicht vorgeführt vorkommen.

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