Viel Serotonin macht krank

Manche Promis erklären in Interviews, dass sie ganz viel von dem „Glückshormon Serotonin“ besitzen. Aber was bedeutet das wirklich? Sind diese Menschen dann besonders glücklich? Nein, sie sind ein medizinischer Notfall.
So sieht ein Mensch aus, der viel Serotonin im Körper hat: Das Gesicht und der Hals sind stark gerötet (Flush). Dazu kommen anfallsartige Hitzewallungen. Glückshormon? Fehlanzeige.
Egal ob SZ, FAZ, Welt, Bild, Spiegel oder Bunte. Alle großen Medien berichten regelmäßig über das „Glückshormon Serotonin“ und häufig wird den Lesern geraten „das Serotonin“ durch gezielte Ernährung zu erhöhen.
Aber warum soll Serotonin ein Glückshormon sein? Haben Forscher das jemals gemessen?
Nein, das hat noch nie jemand gemessen. Dieses Denken basiert auf der Serotoninlüge.
Echte Messergebnisse über die Biochemie des Glücks stammen von der US-Forscherin Helen Fisher (die ist am 17.08.2024 verstorben). Die Anthropologin hat die Gehirnbiochemie von frischverliebten Menschen untersucht. Dabei stellte fest, dass in diesem Zustand nur ganz wenig Serotonin im Gehirn vorliegt. Genauso überraschend: Die Serotoninkonzentration war ebenfalls niedrig, wenn das Glück zerbrochen war (Quelle).
Aber ist Serotonin denn immer nur niedrig? Weiß man überhaupt was passiert, wenn „das Serotonin“ hoch ist? Vielleicht ist das ja tatsächlich ein Zustand, bei dem die Menschen besonders glücklich sind?
Ja, man weiß was passiert, wenn die Serotoninkonzentration stark erhöht ist. Aber: diese Menschen sind nicht glücklich, sondern schwer krank.
Serotonin kann an zwei Orten im Körper erhöht sein: Im Blut und im Gehirn. Diese beiden Bereiche sind durch die Blut-Hirnschranke getrennt, durch diese Barriere gelangt kein Serotonin-Molekül.
Serotonin im Gehirn
Wenn das Serotonin im Gehirn stark erhöht ist, leiden die Menschen unter einem
Serotoninsyndrom (Quelle)
Das ist ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall.
Die Symptome sind:
- Zittern quälenden Unruhezustände
- erhöhte Muskelspannung
- Zuckungen
- Krampfanfälle und
- sehr hohes Fieber, das zum Tod führen kann.
Das Serotoninsyndrom entsteht nie aus natürlichen Ursachen, sondern wird ausschließlich durch antidepressive Medikamente verursacht – aber auf diese Gefährdung werden Patienten normalerweise nicht hingewiesen, wenn Ihnen antidepressive Medikamente zur Therapie angeboten werden.
Serotonin im Blut (Körper ohne Kopf)
Wenn das Serotonin im Blut stark erhöht ist, leiden die Menschen unter dem
Karzinoidsyndrom (Quelle)
Dabei sind die EC-Zellen im Magen-Darm-Trakt von Krebs befallen und produzieren unentwegt Serotonin. Der Serotoninwert im Blut kann dadurch um das 1000fache erhöht sein (nur bei Verdacht auf Karzinoidsyndrom ordnen Ärzte eine Messung der Serotoninkonzentration an. Für alle anderen Erkrankungen ist die Serotoninkonzentration bedeutungslos).
Die Symptome sind:
- Rötung von Gesicht und Hals (Flush)
- anfallsweise Hitzewallungen
- Schwitzen
- beschleunigte Atmung
- Asthmaanfälle
- Herzrasen
- schubweise starke Bauchschmerzen
- starke Durchfälle und
- Gewichtsverlust
Depression-Heute: Wenn das Serotonin im Körper überschießt, sind Serotoninsyndrom die Folge oder ein Karzinoidsyndrom der EC-Zellen ist die Ursache. Diese beiden Zustände sind kein Freudenfest und auch kein besonderer Glücksmoment, sondern medizinische Notfälle, die sofort behandelt werden müssen.
Man kann sich nur wundern, weshalb kaum jemand weiß, dass viel Serotonin immer nur gefährlich ist und gar keinen positiven Aspekt aufweist. Aber natürlich gibt es auch Vorteile, dass dieses Wissen nicht weit verbreitet ist: Wenn dieses Wissen für jeden zugänglich wäre, würde kaum ein Mensch bereit sein, serotoninsteigernde Medikamente einzunehmen … die unter dem Namen „Antidepressiva“ besser bekannt sind. Vielleicht würden manche Leute sogar ihren Arzt fragen, ob er sie mit der Verschreibung vergiften wolle … Denn wer würde schon gerne seinen Serotoninspiegel erhöhen, wenn er wüsste, dass dies bei sehr gutem Gelingen das Serotoninsyndrom auslöst? Eine Gefahr, die insbesondere dann droht, wenn einem Patienten gleich mehrere serotoninsteigernde Medikamente verschrieben werden.
Zuviel Serotonin kann auch psychotisch machen. Auch schon, bevor das Serotoninsyndrom eintritt.
Dann wäre es ja gerade bei chronisch Erschöpfen falsch, diese Medikamente zu verordnen https://mecfsmed.de/news-und-studien/artikel/serotonin-ueberschuss