Viel Serotonin macht krank

Viele Menschen glauben, viel Serotonin macht glücklich. Aber das Gegenteil ist der Fall. Ein hoher Serotoninwert im Gehirn verursacht ein Serotonin-Syndrom, das ist ein medizinischer, lebensbedrohlicher Notfall. Und wenn der Serotoninwert im Blut „hoch“ ist, ist das ein Hinweis auf eine bestimmte Krebserkrankung.

Aber ist nicht ein hoher Serotoninwert etwas, das mit Glück in Verbindung gebracht wird? Nein, die im August 2024 verstorbene US-Anthropologin Helen Fisher hatte die Biochemie im Gehirn von frisch Verliebten untersucht und die Neurotransmitter-Zusammensetzung überprüft. Dabei bemerkte sie, in diesem Zustand war nur ganz wenig Serotonin im Gehirn. Genauso überraschend: Die Serotoninkonzentration war ebenfalls niedrig, wenn das Glück zerbrochen war (Quelle).

Helen Fisher über „The Brain in Love“

Aber ist Serotonin denn immer nur niedrig? Weiß man überhaupt, was passiert, wenn „das Serotonin“ hoch ist? Ist das nur die Serotoninlüge oder ist das nicht vielleicht doch ein Zustand, bei dem Menschen besonders glücklich sind?

Ja, man weiß was passiert, wenn die Serotoninkonzentration stark erhöht ist. Aber diese Menschen sind nicht glücklich, sondern schwer krank.

Serotonin kann an zwei Orten im Körper erhöht sein: Im Blut oder im Gehirn. Diese beiden Bereiche sind durch die Blut-Hirnschranke streng voneinander getrennt, durch diese Barriere gelangt kein Serotonin-Molekül. Das ist dafür zu polar aufgebaut.

Serotonin im Gehirn

Wenn das Serotonin im Gehirn stark erhöht ist, leiden Menschen unter einem
Serotoninsyndrom (Quelle)
Das ist ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall.
Die Symptome sind:

  • Zittern quälende Unruhezustände
  • erhöhte Muskelspannung
  • Zuckungen
  • Krampfanfälle und
  • sehr hohes Fieber, das zum Tod führen kann.

Ein Serotoninsyndrom entsteht nicht aus natürlichen Ursachen, sondern wird grundsätzlich durch antidepressive Medikamente verursacht – erstaunlicherweise werden Patienten auf diesen bedrohlichen Zustand nicht hingewiesen, wenn Ihnen antidepressive Medikamente verordnet werden.

Serotonin im Blut (Körper ohne Kopf)

Wenn das Serotonin im Blut stark erhöht ist, leiden Menschen unter dem
Karzinoidsyndrom (Quelle)
Dabei sind die EC-Zellen im Magen-Darm-Trakt von Krebs befallen und produzieren unentwegt Serotonin. Der Serotoninwert im Blut kann dadurch um das 1000fache erhöht sein (nur bei Verdacht auf Karzinoidsyndrom ordnen Ärzte eine Messung der Serotoninkonzentration an). Für alle anderen Erkrankungen ist die Serotoninkonzentration bedeutungslos).

Die Symptome sind:

  • Rötung von Gesicht und Hals (Flush)
  • anfallsweise Hitzewallungen
  • Schwitzen
  • beschleunigte Atmung
  • Asthmaanfälle
  • Herzrasen
  • schubweise starke Bauchschmerzen
  • starke Durchfälle und
  • Gewichtsverlust

Nun gut, mögen manche Leute denken. Das Serotonin muss ja nicht gerade überschießen. Aber möglicherweise wäre es doch schön, wenn das Serotonin im Gehirn etwas, also so ein bisschen erhöht ist. Was passiert denn dann?

Auch diese Untersuchungen wurden bereits durchgeführt. Leider kam dabei nichts heraus, was die Leute gerne haben wollen oder was man Ihnen gut „verkaufen“ kann. Denn die zuverlässigste Wirkung einer erhöhten Serotoninkonzentration war leider Impotenz oder die Unfähigkeit zu sexueller Erregung (Montejo et al., 2001; Rosen et al., 1999).

Die zuverlässigste Nebenwirkung: Impotenz.

Depression-Heute: Wenn das Serotonin im Körper überschießt, liegt ein Serotoninsyndrom im Gehirn vor oder die EC-Zellen im Darm sind von Krebs befallen. Beide Zustände sind kein Freudenfest und kein besonderer Glücksmoment, sondern medizinische Notfälle, die sofort behandelt werden müssen. Und selbst eine nur geringfügig erhöhte Serotoninkonzentration verursacht nur eines zuverlässig: den Verlust einer gesunden Sexualität.

Aber warum weiß kaum jemand, dass viel Serotonin grundsätzlich gefährlich ist und überhaupt keinen positiven Aspekt verursacht. Warum ist dieses Wissen nur so wenigen bekannt? Um das zu verstehen, muss man den Spieß umdrehen: Wenn dieses Wissen für jeden zugänglich wäre, würde kaum ein Mensch bereit sein, über viele Jahre serotoninsteigernde Medikamente einzunehmen – … die besser unter dem Namen „Antidepressiva“ bekannt sind. Vielleicht würden manche Leute sogar ihren Arzt fragen, ob er sie mit der Verschreibung vergiften wolle … Denn wer würde schon gerne seinen Serotoninspiegel erhöhen, wenn er wüsste, dass dies bei sehr gutem Gelingen das Serotoninsyndrom verursachen kann und im halbwegs guten Gelingen sexuelle Funktionsschwierigkeiten herbeiführt? Und wenn er dann noch zusätzlich wüsste, dass im Falle einer Depression sehr viele Patienten zusätzlich zu ihrem Dauermedikament noch ein zweites verschrieben bekommen, was die Gefahr für ein Serotonin-Syndrom stark erhöht.

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