Opium für das Volk. Die Apotheken Umschau erklärt Depressionen

Zitate Apotheken Umschau Depressionen Antidepressiva November 2018

Ist das nur schlecht recherchiert oder böse Absicht? In der aktuellen Apotheken Umschau hagelt es Falschnachrichten und unbewiesene Spekulationen:

  • Bei einer Depression fehlt Serotonin,
  • der Botenstoff Dopamin gerät aus dem Gleichgewicht,
  • Antidepressiva einnehmen ist so wichtig wie Insulin bei Diabetes.

Die Redakteurin Silke Droll erweist betroffenen Menschen und ihren Angehörigen einen Bärendienst: Anstatt aufzuklären, Risiken zu benennen und Therapien zu bewerten, ignoriert sie aktuelle Forschungsergebnisse und führt damit Angehörige und Betroffene mit der Diagnose Depression vor.

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Besonders traurig: Die Apotheken Umschau ist Deutschlands reichweitenstärkste Zeitschrift. Sie erreicht 20 Millionen Leser pro Ausgabe.

Wer glaubt, im Jahr 2018 und im Zeitalter des Internets könne man die Serotoninlüge der Depression nicht mehr erzählen, wird von der aktuellen Apotheken Umschau (01.11.2018) eines Besseren belehrt:

Männern und Frauen fehlt bei einer Depression Serotonin
das behauptet die Apotheken Umschau. Hierbei verschweigt die Redakteurin jedoch, dass in der modernen Gehirnforschung zwar ständig die Serotoninkonzentration im Gehirn von depressiven Patienten gemessen wurde, wohingegen aber aus wissenschaftlicher Sicht noch nie bestätigt wurde, dass in dieser Phase zu wenig Serotonin im Gehirn vorliegt. (Link)

Richtig kreativ ist die Autorin, mit der Vermutung:

Der Botenstoff Dopamin ist aus dem Gleichgewicht geraten:
Wir hätten dazu drei Fragen:
1. In welcher Konzentration liegt der Dopaminwert in einem Gleichgewichtszustand vor (Also bitten nennen Sie den Normalwert von Dopamin im Gehirn).
2. Wann wurde in einer Klinik gemessen, dass bei depressiven Patienten ein Dopamindefizit im Gehirn vorliegt (wir kennen keine derartige Veröffentlichung).
3. Wenn tatsächlich bei depressiven Patienten ein Dopamindefizit vorliegt, müssten diese Patienten dann nicht mit Dopamin-erhöhenden Medikamenten behandelt werden – also mit Parkinsonmitteln wie Pergolid oder Ropinirol? (Aber warum sollte ein Arzt standardmäßig ein Medikament verschreiben, das für diesen Zweck gar nicht zugelassen ist?)

Und dann findet sich im Text ein Vergleich, bei dem Insulin mit Antidepressiva verglichen werden, von dem Experten Prof. Ulrich Hegerl

Wer eine schwere Depression erleidet, muss Medikamente einnehmen, das ist so wichtig und hilfreich wie Insulin bei Diabetes.
Wir fragen: Soll man über diese Aussage Lachen oder Weinen? Insulin mit Antidepressiva zu vergleichen ist medizinisch genauso korrekt, wie die Gleichstellung von Thomapyrin mit Morphin.
Aber noch erstaunlicher an dem Vergleich ist: Der Depressionsexperte Hegerl ist bekannt dafür, dass er Schwierigkeiten hat, wissenschaftliche Daten anzuerkennen, an denen er nicht beteiligt war. Aber in diesem Fall, also für seine Aussage in der Apotheken Umschau, scheint er sogar vergessen zu haben, was die Kernaussage seiner hochrangigsten wissenschaftlichen Veröffentlichungen (im amerikanischen Ärzteblatt JAMA Psychiatrie) war:

Es gibt keinen Hinweis, dass eine Kognitive Verhaltenstherapie bei einer schweren Depression weniger effizient wirkt, als antidepressive Medikamente.
Originalarbeit (Hegerl an 9ter Position)    Bewertung im BMJ

Depression-Heute: Vermutlich sollten wir aufhören, uns über „Experten“ zu ärgern. Napoleon wusste: „Die Männer, die die Welt verändert haben, haben es nie geschafft, indem sie die hohen Herren überzeugt haben, sondern indem sie die Massen umgewälzt haben.“

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