Mütter dauerhaft in der Psychiatrie wegen Depressionen
Immer häufiger wird eine Depression zu einer Diagnose, die eine dauerhafte Unterbringung rechtfertigt. Noch vor wenigen Jahren wäre das undenkbar gewesen.
„Wir haben unser Bestes getan, aber es ist ihr nicht zu helfen.“ – Aber ist das wirklich das „Beste“, was wir ihr geben können?
Immer häufiger landen Mütter dauerhaft in Psychiatrien. Das Umfeld versteht nicht, wieso jemand, der zuvor sein gesamtes Leben lang gesund gewesen ist, plötzlich ein Pflegefall sein soll.
Frau Müller (Name geändert) ist 56 und mit Unterbrechungen von wenigen Monaten seit 7 Jahren stationär in psychiatrischer Behandlung. Frau Schneider (Name geändert) ist 51 und seit etwa einem Jahr in verschiedenen psychiatrischen Krankenhäusern. Beide Frauen sind Mütter und haben viele Gemeinsamkeiten.
Sie waren knapp 50 Jahre lang psychisch unauffällig und führten ein angepasstes Leben. Zeitgleich mit dem Einsetzen der Menopause verließen die Kinder das Haus, hinzu kam eine Sorge um die eigenen Eltern, die immer gebrechlicher wurden. Das veränderte und beunruhigte sie. Nach längerer Zeit gingen sie zum Arzt, der ihnen Antidepressiva verschrieb. Weil das nichts änderte, gab es bald Neuroleptika dazu und weil die Frauen innerlich dagegen rebellierten und starke Symptome zeigten, landeten sie in der Psychiatrie.
Dort erhielten sie noch mehr Medikamente. Als sie aus der Klinik kamen, riet ihnen ihr Umfeld die Medikamente zu reduzieren. Über das Risiko einer „Absetzpsychose“ hatte sie niemand aufgeklärt. Die Medikamente wurden immer viel zu schnell abgesetzt und es ging jedes Mal in die Hose. Es folgte ein erneuter, bzw. dritter und vierter Aufenthalt in der Klinik. Schließlich begannen die Klinikärzte den Frauen zu erklären, dass sie sehr krank seien und dass sie unbedingt weiterhin die Medikamente einnehmen müssten – für den Rest ihres Lebens.
Das nur schwach ausgeprägte Selbstvertrauen dieser Frauen, die noch nie einem Arzt widersprochen hatten, verschwand daraufhin vollständig. Sie trauten sich immer weniger zu. Derzeit glauben Sie, es würde Ihnen in der Psychiatrie bessergehen, als draußen.
Erst zu diesem Zeitpunkt wachen die Kinder, der Ehemann und auch die Eltern der Frauen auf. Sie sind über das Behandlungsergebnis geschockt: Wissen die Ärzte eigentlich was sie tun? Als unsere Mutter/ Ehefrau / Tochter das erste Mal in die Klinik kam, war sie die ganzen Jahre davor immer gesund? Jetzt erkennen wir sie nicht wieder? Was habt ihr aus ihr gemacht?
Das Gesundheits-System bereitet derzeit eine Aufnahme in einem Wohnheim für betreutes Wohnen vor. „Das ist das Beste für Ihre Frau in dieser Lage“, wird erklärt. Eine teure Angelegenheit, die für keinen gut ist. Noch vor wenigen Jahren war es eine Ausnahme, dass ein Mensch wegen Depressionen dauerhaft Betreuung benötigte.
Fast 100 Jahre lang galten Depressionen als eine Erkrankung, die immer aufhört, egal ob sie behandelt wird oder nicht. Alle professionellen Behandler konnten zwar zu keinem Zeitpunkt vorhersagen, wann eine Depression aufhört, aber sie wussten, wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist und die Erkrankung vorüber ist, kommt die alte Persönlichkeit unbeschadet wieder zum Vorschein. Das Krankhafte wird nicht „mitgenommen“. Die Ärzte wussten: Dieses Wissen dem Patienten immer wieder zu vermitteln half ihnen am meisten.
In den 90er Jahren veränderte sich das „Wissen“ in der Psychiatrie. Seit dem „glaubt“ man, dass eine dauerhafte Gabe von Medikamenten depressiven Menschen effizient hilft. Doch die Daten zeigen das Gegenteil ist richtig: Seit den 9oer Jahren beobachten wir eine Zunahme der Rückfälle und ein schlechteres Outcome in der Therapie der Depression. Es ist zwar wahr, dass in akuten Phasen manche Medikamente bestimmte Symptome über einen Zeitraum von Wochen effizient lindern können. Jedoch ist unverkennbar, dass die dauerhafte Gabe von Psychopharmaka die Erkrankung Depression zu einer Volkskrankheit gemacht hat und viele Mütter zu Pflegefällen. Wir dürfen das nicht länger akzeptieren und müssen dagegen ansteuern.
Depression-Heute Warum stärkt niemand die gesunden Anteile der Ehefrauen und Mütter. Warum erkennt keiner die hormonellen Veränderungen, die Wechseljahre mit sich bringen? Wechseljahre und die dazugehörigen Anpassungserscheinungen sind keine psychische Erkrankung! Das sind normale Lebensveränderungen, die zunächst irritieren, aber die man begleiten kann. Warum wissen so wenige Kliniken, das es ein „Empty-Nest-Syndrome“ gibt. Anstatt Medikamente zu verteilen muss man den Frauen helfen leergewordenen Räume mit Sinn zu füllen. Aber in den meisten Kliniken werden die Räume lediglich mit Medikamenten zugestopft und dann wundert man sich, weshalb nichts besser wird. „Wir haben unser Bestes versucht, aber ihr ist nicht zu helfen.“ Mensch! Dann probiert doch mal was Anderes! So geht man nicht mit Müttern um!
Hallo…
Vielen Dank für den sehr wertvollen Beitrag. Ich bin jetzt 49.Jahre und bin über 20.Jahren in Psychiatrien unterwegs gewesen. 20.Jahre Antidepressiva und Neuroleptika, Phasenstabilisatoren, Benzodiazepine.
Mir wurde auch immer gesagt ich wäre so schwer krank, ich müsste diese Medikamente mein Leben lang nehmen.
Aber hey…ich hatte „nur“ Depressionen, Ängste, Schlafstörungen.
Durch die jahrelangen Psychopharmaka hat sich mein Leiden elendig in die Länge gezogen. Meine Kinder, damals noch klein litten sehr darunter das Ihre Mama so oft in KLiniken war.
Den dort hat man munter, Medikamente ab und an gesetzt. Oft sogar ein Kaltentzug.
Wenn ich dann unter Entzugssymptomen litt, hieß es dann,
die Depression ist schlimmer geworden. Es folgte dann auch Pflegebedürftigkeit und sogar betreutes Wohnen. Ich war und bin ein starke Frau, -jetzt wieder- , die Psychopharmaka haben mir wichtige Lebensjahre geklaut und haben meine Gesundheit ruiniert. Nun habe ich körperliche Krankheiten davon getragen.
Liebe Grüsse von Anja M.