Keine kritischen Worte von „wichtigen“ Psychiatern
10.000 bis 15.000 Euro kann ein durchschnittlicher Psychiater jährlich von der pharmazeutischen Industrie erhalten. Die Industrie nennt diese Psychiater gerne „Meinungsbildner“, andere nennen sie abschätzig „Mietmäuler“.
Wenn Ärzte Gelder von Pharmafirmen annehmen, gehen Sie davon aus, dass sie unabhängig bleiben (aber bei ihren Kollegen, die Geld annehmen, beobachten sie häufig, dass diese korrumpiert sind … ). Natürlich ist das eine Scheindebatte. Pharmafirmen sind keine Wohlfahrtsunternehmen. Sie wissen genau, welche Ziele sie erreichen wollen. Und natürlich geben sie das Geld des Unternehmens nur für „Dinge“ aus, von denen sie wissen, dass sie sich für die Firma auszahlen.
Oder hat schon mal jemand gehört, dass ein Pharmaberater ehrliche Worte über Generika verloren hat oder zugegeben hat, dass in 90 Prozent der Fälle das Konkurrenzprodukt genauso gut – oder vielleicht sogar besser ist?
Besonders „wichtige“ Psychiater wie Hans-Christof Diener, der Direktor der Essener Uni-Klinik für Neurologie, verdienen 95.000 Euro dazu, berichtet Jörg Blech in seinen Buch die Psychofalle (S. 70).
Angesichts des durchschnittlichen Monatsbruttogehalts von 6800 Euro sind diese Summen für Psychiater durchaus bedeutend.
Aber ergeben sich aus diesen Einnahmen Nachteile für die Patienten?
„Der von der Industrie alimentierte Mediziner lobt und verschreibt womöglich Medikamente, für die er sich sonst nicht eingesetzt hätte. Dabei spielen auch psychologische Aspekte eine wichtige Rolle. Selbst wenn ein betreffender Meinungsbildner seine Auftraggeber nicht besonders mag, fühlt er sich ihnen verbunden.“(Jörg Blech, Die Psychofalle S. 70).
Nicht jeder Psychiater verschreibt verstärkt die Mittel, von deren Hersteller er Geld erhält. Aber wenn eines dieser Mittel wegen schlimmer Nebenwirkungen in die öffentliche Kritik gerät, dann wird dieser Psychiater „auf Tauchstation gehen, wenn ihn Journalisten um eine Einschätzung bitten“.
Autor Jörg Blech schreibt Im im Spiegel 20/2011, dass von 37 Professoren, die eine Uniklinik leiten, 35 auf Gehaltslisten der Pharmaindustrie stehen. Das sind 94,6 Prozent. Die Pharmaindustrie weiss, dass sie sich mit diesen Ausgaben von unliebsame Diskussionen, etwa über Nebenwirkungen und die Absetzproblematik von Antidepressiva freikauft. Da Journalisten am liebsten (und häufigsten) die Direktoren von Universitäts-Psychiatrien interviewen.
Bei manchen Menschen verändert sich durch die finanziellen Verbindung sogar der Focus der ärztlichen Tätigkeit. Dann kann es passieren, dass die pharmazeutische Industrie als wichtiger empfunden wird, als das Wohl der Patienten. Die Industrie scheint in solchen Fällen wie eine nährende Mutter wahrgenommen zu werden, die instinktartig beschützt werden muss.
Bei Professor Gerhard Gründer, dem stellvertretenden Direktor an der Uni-Klinik Aachen, läuten bereits Alarmglocken, wenn Kollegen versuchen einen sachlichen, wissenschaftlichen Dialog zu führen. In seinem Blog Mind and Brain wirft er solchen Forschern vor, eine „industriefeindiche Haltung“ einzunehmen.
Nicht nur das Wortwahl klingt überraschend scharf, denn tatsächlich wird in dem zur Diskussion stehendem Aufsatz gar kein Name einer pharmazeutischen Firma erwähnt. Und das sagt leider etwas über das Selbstverständnis von Professor Gründer aus.
Es erscheint, dass aus finanziellen Verbindungen eine emotionale Verbundenheit entstehen kann, in der schon das Aufzählen von Studienergebnissen als Kritik an der versorgenden Industrie empfunden wird. (Ob die Pharmaindustrie so etwas beabsichtigt? Natürlich!!!) Die eigentliche ärztliche Aufgabe, also die Sorge um das Patientenwohl, kann dann wohl leicht in den Hintergrund geraten.
Aber vielleicht schätzt Depression-Heute die Lage viel zu kritisch ein und in der Fachdiskussion ging es um eher unbedeutende Themen. Worum ging es noch mal? Um die Frage, ob eine antidepressive Medikation die Suizidwahrscheinlichkeit von Patienten erhöht ober absenkt.
Und das soll nicht wichtig sein?
Ich habe im Laufe meines Lebens (geb.1950) immer wieder Antidepressiva und Neuroleptika eingenommen. Ich bin insgesamt 5× in Psychiatrischen Kliniken gewesen und 2× in Psychosomatischen Kliniken. Die Nebenwirkungen der Medikamente waren ausnahmslos erheblich bis gravierend, bis hin zum Epileptischen Anfall, Magen/Darmbeschwerden, extremen Hautreaktionen usw. Zuletzt (2019) wurde mir gesagt, ich müsse die Medikamente (Resperidol und Venlafaxin) lebenslänglich einnehmen. Mein Fazit: nein. Meine natürliche Intension in Verbindung mit den zahlreichen Nebenwirkungen veranlasste mich *Gott Lob* immer wieder dazu, von den Medikamenten wegzukommen, mich auf die Suche nach Alternativen (z.B. Selbsthilfegruppen) zu begeben und mich mit der Wahrheit und über die zwischenmenschlichen Auslöser meiner Zusammenbrüche auseinanderzusetzen. Meine analytische Meinung zu den Auslösern (Überlastungen, Missbrauch, auch sexueller) der Depressionen: immer *fehlte* eine ordentliche Portion und Hilfestellung an wahrer Liebe (nicht Ware!) und Verständnis, auch mir selbst gegenüber sowie Vertrauen in eine Höhere Macht. Früher wurde vom Arzt gefragt: WAS FEHLT IHNEN DENN? Ich danke Gott, dass er mir geholfen hat, immer wieder von den Medikamenten wegzukommen und bin dankbar für solche beschriebenen Kommentare, die mich dabei unterstützen, Wahrheiten zu suchen, zu finden und zu erkennen. Danke nun fürs Lesen meines Kommentars. Sie dürfen ihn gern veröffentlichen. Ich freue mich auch über Rückmeldungen. Herzliche Grüße!