Eli Lilly – Fluctin (Prozac) – Suizidgedanken bei nicht depressiven Patienten

·

1990 beobachtete der Harvard Psychiater Martin Teicher, dass mehrere zuvor nicht suizidale Patienten nach der Einnahme von Prozac lebensmüde erschienen.

Er veröffentlichte diese Beobachtung. Trotz mehrerer Versuche, ihn umzustimmen, blieb Teicher bei seiner Entscheidung und untersuchte das Phänomen weiter. Er präsentierte seine Daten bei einer Anhörung des US Gesundheitsministeriums im Jahr 1991 und verifizierte seine Erkenntnisse in einer weiteren, ausführlichen Veröffentlichung im Jahr 1993.

Möglicherweise hat ihm Eli Lilly dieses Engagement übelgenommen. Während einer öffentlichen Anhörung streute Lillys Anwältin Nina Gussack Gerüchte über sexuelle Beziehungen von Teicher zu einer Patientin und wenige Jahre nach dem Vorfall bot Lilly Teichers mittlerweile geschiedener Ehefrau einen Chefonkologen-Posten bei Lilly an – obwohl sie sich gar nicht beworben hatte. Die Frau und nahm den Job an. (Quelle: Side Effects und Let them eat Prozac).

Teichers Daten standen im Einklang mit den Beobachtungen deutscher Forscher von 1984, diese hatten ebenfalls eine deutliche Erhöhung von Suizidversuchen bei den klinischen Studien mit Fluctin festgestellt und diese Erhöhung dem Medikament zugeordnet. Jedoch waren diese Daten damals nicht öffentlich zugänglich. Die amerikanische Anwaltskanzlei Baum und Hedlund hat dieses Dokument auf ihrem Server veröffentlicht (1984 Bundesgesundheitsministerium über Prozac)

Lesen Sie auch: Ist Fluoxetin/Prozac ein Antidepressivum?

Im Jahr 1991 veranstaltete die US-Gesundheitsbehörde eine öffentliche Anhörung über die Suizid-Gefahr, die von Prozac ausgeht (das Transkript hat David Healy veröffentlicht).

Im Jahr 1999 waren der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA bereits über 2000 Suizidfälle gemeldet, die in Verbindung mit Fluctin standen.

Im Jahr 2004 erhielt das britische Journal BMJ von einer anonymen Quelle interne Unterlagen von Lilly über Prozac Studien in denen systematisch Suizide verschwiegen wurden. Die Suizid-Wahrscheinlichkeit war demnach in der Prozac-Gruppe 5,4 mal so hoch, wie in der Kontrollgruppe.

BMJ über die Unterlagen NY Times über den Vorfall Jeanne Lenzer auf slate.com

Aus den Unterlagen ging zudem hervor, dass das Unternehmen ein System entwickelt hatte, mit dem Suizide und Suizidversuche aus den Studienergebnissen herausgefiltert wurden (die Vorfälle sollte als Überdosierung bezeichnet werden, obwohl eine Überdosierung mit SSRIs nicht tödlich ist). Der Nachrichtensender CNN hält diese Firmendokumente auf seinen Server zum Download verfügbar (Link).

Eine Untersuchung von Hershel Jick im Jahr 1995 kam zu einem ähnlichen Ergebnis, wie die internen Studien von Lilly und zeigte ein deutlich erhöhtes Suizidrisiko für Patienten, die Fluctin eingenommen hatten im Vergleich zu Patienten die Dosulepin (Dothiepin). Eine Reevalutaion der Daten im Jahr 2004 zeigte erneut eine Erhöhung der Suizidwahrscheinlichkeit innerhalb der ersten 10 Tage, diesmal jedoch für sämtliche Antidepressiva.

Die britische Zeitung The Guardian fasste die Ereignisse in einer lesenswerten Wochenendausgabe zusammen. Guardian Wochenendausgabe über Suizide unter Antidepressiva

Juurlink beschrieb in einer Studie von 2006, dass nicht nur jüngere, sondern auch ältere Patienten unter SSRI im ersten Monat eher Suizid begingen, als unter trizyklischen Antidepressiva.

Similar Posts

2 Comments

    1. Wo hast du das fluctin bekommen?ist nämlich leider 2012 vom deutschen arzneimittelmarkt genommen worden…habe vor ein paar tagen ein privatrezept für fluctin bekommen aber bekomme es leider nicht hier in der apotheke.es war bis jetzt das einzige antidepressivum das mir wirklich geholfen hat…selbst die anderen mit fluoxetin haben nicht gewirkt.also wirklich nur das originale fluctin von lilly…vielleicht weiß irgendjemand was ich jetzt machen könnte…

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .