Die New York Times berichtet über Abhängigkeit von Antidepressiva
Kaum ein Thema heizt die Gemüter so stark auf, wie die Abhängigkeit von Antidepressiva. Die New York Times hat dazu einen umfangreichen Bericht verfasst. In diesem kommen die Betroffenen zu Wort. Manche äußern, dass sie wegen der schweren Entzugssymptomen ihr Studium abbrechen mussten (Quelle). Zehn Tage später erschien der Folgeartikel. 8800 Leser hatten der NYT ihre persönlichen Erfahrungen mit Antidepressiva geschildert (Quelle).
In Deutschland wäre ein solcher Artikel nicht möglich. Hier definieren Universitätsprofessoren das Meinungsbild und weil für diese Professoren Abhängigkeitserfahrungen von Antidepressiva ein rotes Tuch sind, berichten die Leitmedien artig und pflichtgetreu nicht über dieses Thema.
Dadurch erleben alle Menschen, die eine Abhängigkeitserfahrungen machen – Misstrauen, Ablehnung und Vorwürfe, wenn sie nach Hilfe suchen. Manche Ärzte sagen ganz offen: „Das glaube ich Ihnen nicht“ oder „so etwas gibt es doch gar nicht“. Andere vermuten hinter Entzugssymptomen eine psychische Erkrankung, die natürlich mit Tabletten bekämpft werden muss. Aber die allermeisten verstecken ihre Zweifel hinter dem Satz: „Da sind sie aber die erste, die mir eine solche Erfahrung schildert“. Kann man das glauben?
Es ist traurig aber wahr, die allermeisten Psychiater haben zwar gelernt, wie man Tabletten verschreibt, aber sie haben keine Ahnung, wie man Tabletten „entschreibt“. Noch schlimmer ist allerhöchstens die Tatsache, dass sie den Bezug zu ihren Patienten verloren haben und viel stärker den Versprechungen der Pharmaberater glauben, als den Erzählungen von Menschen, die ihnen gegenübersitzen.
Natürlich tritt eine Abhängigkeit von Antidepressiva kaum auf, wenn Menschen die Tabletten sechs Wochen einnehmen und danach weglassen, weil es ihnen nicht gefällt, im Genitalbereich dauerhaft betäubt zu sein.
Aber wenn die Menschen die Tabletten über viele Jahre eingenommen haben, dann hat sich dadurch ihr Gehirn verändert. Diese Menschen müssen ganz anders und viel langsamer absetzen, denn sonst geraten sie in emotionale und körperliche Horrorzustände. Leider wollen die Fachleute, die diese Tabletten angesetzt haben, davon nichts wissen.
Doch das Problem wird größer. Alljährlich steigt die Anzahl der Menschen, die über viele Jahre Antidepressiva verschrieben bekommen. In den USA nehmen derzeit mehr als 8 Millionen Menschen die Tabletten seit mehr als fünf Jahren ein.
Sicherlich nicht, weil die Medikamente so gut wirken. Tatsächlich gibt es keine einzige Studie, die belegt, dass die Einnahme eines antidepressiven Medikaments über einen Zeitraum, der länger als 12 Monate andauerte, hilfreicher für den Patienten war, als ein Placebo einzunehmen oder gar keine Tablette. Diese Information findet sich auch im Beipackzettel jedes Antidepressivums.
Depression-Heute: Angesichts dieser Tatsachen könnte man darüber nachdenken, ob man Millionen Menschen hilft, in dem man sie warnt und über Fälle berichtet, bei denen zu schnell abgesetzt wurde. —- REICHWEITE: Der Artikel in der New York Times wurde mittlerweile 1135 mal kommentiert – innerhalb von einer Woche!
Update: 10 Tage nach dem ersten Artikel haben 8800 Menschen der NY Times ihre persönlichen Erfahrungen beschrieben. Hier ist der Folgeartikel:
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