Deutsche Depressionshilfe unter Verdacht

Die Deutsche Depressionshilfe ist eine Stiftung, die über Depressionen aufklären möchte. Auffällig positiv bewerten Mitarbeiter der Stiftung antidepressive Medikamente. Der Vorstandsvorsitzende erklärt dennoch, dass die Stiftung kein Geld von Pharmaunternehmen annimmt. Aber steht bei der Arbeit der Stiftung nur das Wohl der Betroffenen im Vordergrund?

Das ARD Magazin Odysso über die Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Bericht: S. Lauff

Die deutsche Depressionshilfe sammelt Gelder mit der Behauptung, durch ihre Tätigkeit wäre die Anzahl der Suizide und Suizide um 20 Prozent zurückgegangen. Der Statistiker Felix Rebitschek untersuchte die Daten und konnte nicht erkennen, wie die Zahl „20 Prozent“ zustande kommt. Die Anzahl der Suizide verringerte sich nicht in dem Zeitraum und für eine Abnahme der Suizidversuchen fehlten präzise Daten.

In einem Beitrag des SWR-Wissenschaftsmagazins Odysso vom 17.11.2016 beleuchtet die Journalistin Sigrid Lauff die Deutsche Depressionshilfe. Diese Organisation erhält viele Zuwendungen, muss jedoch – da sie eine Stiftung ist – keine Auskünfte über die Herkunft ihrer Spendengelder machen.

Der Vorstandsvorsitzende Ulrich Hegerl erklärt im Interview seine Organisation würde keine Spendengelder von Pharmafirmen annehmen, da sie sonst nicht glaubwürdig wäre. Depressionsforscher Tom Bschor ist skeptisch, da Ulrich Hegerl viele Beraterverträge mit pharmazeutischen Firmen unterhält und seine Empfehlungen über die der ärztlichen Behandlungsleitlinie hinausgehen. Beispielsweise empfiehlt die Deutsche Depressionshilfe Antidepressiva auch bei leichten Depressionen anzuwenden und stellt Antidepressiva als „hochwirksame Medikamente“ dar.

Bschor hält dagegen, die Medikamente seien vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie bei den meisten depressiven Patienten keine Wirkung erzielen. Er hält es daher für möglich, dass durch die Arbeit der Depressionshilfe eine „Ausweitung des Konsumentenkreises für Antidepressiva“ erreicht werden soll. Also mehr Menschen davon überzeugt werden sollen, Antidepressiva einzunehmen.

In dem Odysso-Beitrag wird zudem untersucht, ob die Arbeit der Stiftung hilft Suizide zu verhindern: Die Stiftung behauptet, durch ihre Arbeit hätte es einen Rückgang bei den Suiziden und Suizidversuchen um 20 Prozent gegeben. Felix Rebitschek vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung überprüfte den Wahrheitsgehalt dieser Aussage. Er bemerkte, dass die Daten keinen signifikanten Rückgang bei den Suiziden zeigten. Ebenfalls ging aus den Daten keine Reduktion der Suizidversuche um 20 Prozent hervor. Rebitschek sagte, es fehle die Zahl, wie viele Menschen weniger versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Dadurch ist unklar, ob ein Effekt eingetreten ist und ob wirklich weniger Menschen versucht haben, sich das Leben zu nehmen.

Angesichts dieser Methoden fragt das Magazin Odysso: Steht bei der Deutschen Depressionshilfe nur das Wohl der Betroffenen im Vordergrund?

Auf einer Veranstaltung des Wuppertaler Bündnis gegen Depression, das von der Deutschen Depressionshilfe unterstützt wird, erklärt der Vortragsredner:

„Wichtiger Hinweis noch, wenn’s um Medikamente geht: Die Antidepressiva machen nicht süchtig. Es ist ein häufiges Vorurteil, dass diese persönlichkeitsverändernd seien beziehungsweise dass sie abhängig machen. Letzteres und auch die Persönlichkeitsveränderung trifft nicht zu.“

Der Psychiater und Soziologe Fritz B. Simon erklärt dazu: „Aufklärung ist ja nie schlecht“, sagt Simon. „Aber, wenn diese Informationen nur halb stimmen, oder halb passen oder letztlich eine Werbekampagne für Psychopharmaka sind, dann halte ich das eher für gefährlich.“
Auch in der Schweiz:
Depressions-Organisation
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