Depressionsvereinigungen stigmatisieren Patienten

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Abhängigkeit wird geleugnet

In Deutschland arbeiten bundesweit zwei sehr große Organisationen für eine höhere Akzeptanz von depressiven Patienten. Sie wollen, dass sich depressive Patienten nicht mehr schämen müssen, wenn sie Hilfe in Anspruch nehmen.
Aber das scheint nicht für alle Patienten mit Depressionen zu gelten. Wer bereits Antidepressiva eingenommen hat und dabei bemerkt hat, dass eine Abhängigkeit von Antidepressiva entstehen kann – ist bei diesen Organisationen nicht willkommen. Diesen depressiven Patienten wollen die Organisationen nicht helfen.

Abhängigkeit wird geleugnet

Wenn diese Menschen über ihre Erfahrungen in den Foren berichten, werden ihre Beiträge gelöscht – so, als wenn es sich um unerwünschte Personen handelt, die verbotene Gedanken in Umlauf bringen. Dabei ist nichts Verwerfliches daran, schlechte Erfahrungen gemacht zu haben und darüber reden zu wollen.

Eigentlich ist ein Forum ein Ort, an dem Erfahrungen ausgetauscht werden. Doch Abhängigkeitserfahrungen gehören scheinbar nicht dazu. Obwohl diese Erfahrungen gar nicht so selten auftreten. Die Patienten berichten, sie hatten anfangs Antidepressiva eingenommen, so wie es ihnen geraten wurde, als sie jedoch bemerkten, dass die Medikamente nicht bei ihnen wirkten und versuchten diese abzusetzen, bemerkten sie, dass das gar nicht so einfach funktioniert. Das hat ihr Leid verschlimmert. Darüber möchten sie sprechen – aber bei den beiden großen bundesweit tätigen Organisationen für depressive Menschen geht das nicht.

Warum eigentlich nicht?

In ihren Informationsbroschüren erklären die beiden großen Organisationen „antidepressive Medikamente machen nicht abhängig“ und es steht weiterhin geschrieben, dass die Medikamente auch bei leichten Depressionen hilfreich sein können.

Warum schreiben sie das?

In medizinischer Hinsicht sind diese Behauptungen nicht durch klinische Studien gedeckt. Die Aussagen sind Behauptungen.

Ist es möglich, dass eine Nähe zu den Anbietern von Tablettenherstellern besteht? Zumindest ist bekannt, dass der Vorsitzende der einen Organisation in seinen wissenschaftlichen Arbeiten ganz offen über viele finanzielle Verbindungen zur pharmazeutischen Industrie berichtet (Link Zitat:“… is speaker/advisory board member for Lilly, Lundbeck, GlaxoSmithKline and Bristol-Myers Squibb.“).

Doch was bedeutet das? Entstehen durch Beraterverträge Abhängigkeiten? Oder warum bezahlen Pharmaunternehmen überhaupt Medizin-Professoren?

Der Ruf einer Stiftung steht und fällt mit den Personen, die sie repräsentieren.

Als beispielsweise Vorwürfe (Link) über den Umgang mit Spendengelder bei der Ute Ohoven Stiftung bekannt wurden und der verantwortliche Manager Heiko Günther für über drei Jahre im Gefängnis landete (Link), endete das alljährliche glamouröse Fest in Neuss (Link).

Depression-Heute: Das Thema Abhängigkeit von Antidepressiva betrifft nicht alle Patienten, aber ein großer Teil der Patienten, die über viele Jahre die Medikamente eingenommen haben, machen schwere Abhängigkeitserfahrungen. Darüber möchten die Patienten gerne reden. Doch sie dürfen nicht.

Es ist erstaunlich, dass die beiden großen Interessengruppen, die angeblich für das Wohl aller depressiven Patienten tätig sind – Patienten stigmatisieren, die eine Abhängigkeitserfahrung gemacht haben.

Eine lesenswerte Darstellung zur Thematik findet sich im Blog von Markus Hüfner zu Markus Hüfners
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One Comment

  1. Gemeinsam mit Markus und leider nur einigen wenigen anderen Betroffenen, haben wir auf den Facebook Seiten konstruktive Kritik eingebracht. Die kognitive Dissonanz und Ignoranz sind offenbar größer als jegliches vermeintliche Interesse an Menschen wie uns.
    Danke für Ihre Arbeit!!!

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