Gastbeitrag Dr. Plöderl: Antidepressiva – auch bei schwerer Depressivität kaum von Placebo zu unterscheiden

·
"dr

"dr

Dr. Martin Plöderl

In der Krisenintervention und Suizidprävention haben Antidepressiva einen großen Stellenwert. Sie sollen die der Suizidalität häufig zugrundeliegende Depression behandeln und so die Situation entschärfen. Dies ist eine gängige Ansicht, die sich auch heute noch in Fachzeitschriften findet und von hochrangigen Suizidforschern vertreten wird, und folglich auch von vielen ÄrztInnen.

Die Evidenzlage lässt diese Ansicht aber kaum rechtfertigen.

Erstens gibt es einige profunde Hinweise, dass Antidepressiva das Suizidrisiko erhöhen, vor allem in Langzeitstudien. Zweitens verdichten sich die Hinweise, dass Antidepressiva nicht oder kaum besser wirken als Placebopillen. Dies ist nicht unbedingt neu und wurde schon von prominenten KritikerInnen wie David Healy, Peter Gøtzsche, Irving Kirsch, Joanna Moncrieff, Michael Hengartner, Robert Whitaker, und natürlich auf dieser Webseite von Peter Ansari beschrieben. Außerdem bestätigen sich diese kritischen Argumente auch in den aktuellsten Studien.   

Jedoch ist erst kürzlich klargeworden, dass Antidepressiva auch bei schwerer Depressivität kaum besser als Placebo wirken (Link). Festgestellt wurde dies in Meta-Analysen von individuellen PatientInnenverläufen.

Auf meiner Homepage (Link)  habe ich die Datenlage dazu zusammengefasst. Der Grund dafür war, dass ich keinen anderen, frei zugänglichen, leicht verständlichen Text auf Deutsch fand. Der Text umfasst folgende Aspekte:  

  • Wirksamkeit von Antidepressiva im Vergleich zu Placebo, und was unter „Wirksamkeit“ zu verstehen ist
  • Verzerrungseffekte in den Studien, welche die Wirkung von Antidepressiva in der Regel überschätzen
  • Wirkung von Antidepressiva in Abhängigkeit vom Schweregrad der Depression
  • Antidepressiva und Suizidalität (als eine von möglichen Nebenwirkungen)

Der Text richtet sich an interessierte PsychiaterInnen und anderen Personen, die in der Versorgung von psychisch kranken Menschen arbeiten, denn kritische Texte zur Wirksamkeit von Psychopharmaka erhalten sie wohl kaum von PharmareferentInnen oder hochrangigen PsychiaterInnen auf Konferenzen und in Fortbildungen.

http://drmartinplderl.zohosites.com/sogenannte-antidepressiva.html

Martin Plöderl
Klinischer Psychologe, Psychotherapeut.
Der Autor stellt diese Information als Privatperson zur Verfügung und vertritt damit auch seine private Meinung.

 

Similar Posts

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .