Irrtum: Antidepressiva wirken am besten kombiniert mit Psychotherapie
Irrtum: Antidepressiva wirken am besten kombiniert mit Psychotherapie
Antidepressiva haben viele Nebenwirkungen. Die amerikanische Organisation APA empfiehlt „Sport“
Irrtum: „Antidepressiva wirken am besten kombiniert mit Psychotherapie“
„Ideal ist eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie.“ Quelle: www.netdoktor.at.
Fakten:
Bei mittelschweren und schweren Depressionen empfehlen Psychiater eine Kombination aus Antidepressiva und Psychotherapie.
Diese Empfehlung wird auf der Grundlage von Studien ausgesprochen, die eine Dauer von sechs bis acht Wochen haben, in seltenen Fällen haben die Studien 12 Wochen gedauert.
Die Depression der Patienten ist nach dieser kurzen Zeit in den meisten Fällen nicht beendet gewesen. Um das zu kaschieren wurde der Begriff der Response erfunden. Ärzte, die mit diesem Begriff argumentieren, reicht es, wenn die Patienten geringfügig gesunden – also zur Hälfte gesundet sind. – Man stelle sich Chirurgen vor, die auf diese Weise arbeiten – . Grundsätzlich sollten alle Studien mit einer Dauer von weniger als sechs Monaten von jeglichen Therapieempfehlungen für depressive Patienten ausgeschlossen werden, da bei Depressionen stets frühe Rückfälle auftreten können.
Sind Antidepressiva auch nach sechs Monaten anderen Therapien überlegen?
Zu den wichtigsten Erkenntnissen über Depressionen gehört, dass sich Depressionen in den allermeisten Fällen nach dem Abklingen vollkommen zurückbilden und nichts von der Erkrankung zurückbleibt.
Deshalb ist es interessant, sich die unterschiedlich behandelten Gruppen nach sechs Monaten oder auch nach zwei Jahren anzusehen.
Es gibt nur wenige Studien, die unter „naturalistischen“ Bedingungen die Besserungen von medikamentierten und nichtmedikamentierten depressiven Patienten verglichen haben. Eine Studie am Maudsley Krankenhaus (bei London) zeigte jedoch, dass bei 130 Patienten nach sechs Monaten die Besserungsrate
- bei nicht-medikamentierten Patienten bei 71 Prozent lag
- bei den medikamentierten Patienten bei 61 Prozent lag
Eine andere britische Studie zeigte, dass nach sechs Monaten von 148 depressiven Patienten:
- 62 Prozent der nicht-medikamentierten Patienten eine deutliche Symptomreduktion aufwies
- 33 Prozent der medikamentierten Patienten eine deutliche Symptomreduktion aufwies
Viele Jahre später geht es Menschen ohne Antidepressiva am Besten
Niederländische Forscher berichteten in einer (aufwendigen!) 10-jährigen Studie, dass die Wahrscheinlichkeit einen depressiven Rückfall zu erleiden, in der Gruppe der medikamentierten Gruppe fast doppelt so hoch ausfiel.
Rückfallquote innerhalb von 10 Jahren:
- 24 Prozent für die nicht-medikamentierte Gruppe
- 50 Prozent in der medikamentierten Gruppe
Eine WHO-Studie, die die Behandlung von depressiven Patienten in 15 Städten auf der gesamten Welt verglich (die unterschiedliche soziale Standards aufwiesen) zeigte:
Nach einem Jahr zeigten die nicht-medikamentierten Patienten:
- einen allgemein besseren Gesundheitszustand
- deutlich mildere depressive Symptome
- eine geringe Wahrscheinlichkeit noch immer psychisch krank zu sein.
Psychotherapie mit Sport kombinieren
Eine interessante Studie gelang dem Amerikaner James Blumenthal. Im Jahr 1999 veröffentlichte er seine Beobachtung, bei der er depressive Patienten in drei Gruppen einteilte:
- Die erste Gruppe bekam Antidepressiva und einen viermonatigen Aerobikkurs
- Die zweite Gruppe bekam einen viermonatigen Aerobikkurs
- Die dritte Gruppe bekam Antidepressiva.
nach sechs Monaten waren die Besserungen in allen Gruppen gleich.
Aber 10 Monate nach dem Studienstart zeigte sich, dass deutlich mehr Patienten in den Antidepressiva-Gruppen einen Rückfall erlitten hatten. Das heißt, die Medikation hatte verursacht, dass deutlich mehr gebesserte Patienten einen Rückfall erlitten hatten.
Liebes Team von depression-heute.de,
mit großem Interesse lese ich zur Zeit die Reihe über Irrtümer über Antidepressiva. Es gibt einen weiteren Grund, warum Antidepressiva nicht am besten kombiniert mit Psychotherapie wirken:
Antidepressiva unterdrücken, wie die meisten Psychopharmaka die REM-Schlafphasen. In diesen Phasen verarbeitet das Gehirn das am Tag Erlebte und Gelernte und speichert es ab, verknüpft es mit bereits dazu passenden gespeicherten Informationen. Nimmt man Antidepressiva wird das in einer Psychotherapie Erlernte nicht vom Gehirn abgespeichert. Dazu gibt es eine Studie der Charité Berlin:
https://www.charite.de/service/pressemitteilung/artikel/detail/erinnerungsluecken_durch_antidepressiva
Herzlichen Gruß
Markus